Archiv: Status Quo sup by Doro am 21.10. 07 in der Alsterdorfer Sporthalle

 

Rückschritt ist Fortschritt

Vor halb gefüllter Halle eröffnet Trews mit modernen Standartrock das Ereignis.

Gegen 20:00 gehört die Bühne Doro Pesch, Sie bietet mit ihrer blonden mosher Mähne eine tolle Bühnenshow. Immer noch eine überzeugene Rockröhre in schwarzem Leder.

Sie präsentierte sich von der liebreizenden Seite (nicht nur optisch) und erklärte Status Quo mehrfach zu einem ihrer damaligen Vorbilder. Die Dame ist immerhin auch schon über 20 Jahre im Geschäft, fand sich aber sehr gut in der Rolle als AnheizerIn zurecht. Optisch unverändert (Headbanging etc.) nahm sie die Zuhörer mit auf eine Reise durch ihre komplette Karriere, sei es „Burning the Witches“ noch von WARLOCK, „Forever“ oder „Burning the fire“  natürlich fehlten auch „All we are“ und  „Für immer“ nicht. Nach einer guten ¾ Stunde dankte das Publikum ehrlich.

Um 21:30 kam die vermeintliche Altherrentruppe dann auf die Bühne. Riesen Applaus von Vorne, aber die Bühne sah merkwürdig aufgeräumt aus: eine weisse(!) Marshal-Wand, keine(!) Monitorboxen, stattdessen schöne (frisch abgesaugte) Teppichauslegeware, und die Musiker edel und adrett angezogen. „Die älteren Herren habens gerne ordentlich ;o)“

Weniger adrett, vielmehr akkurat rockig war der Auftakt des Konzert, den die Band mit „Caroline“ zelebrierte, sofort gefolgt von „Something bout you baby I like“, „Dont waste my time“ , „45 hundred times“ und einem voll ausgekosteten „Rain“. So hatte Status Quo die mittlerweile zu 2/3 gefüllte Halle gut im Griff. Überflüssige Ansagen wurden weggelassen, stattdessen sprachen die Gitarren, und langsam fielen auch überflüssige Kleidungsstücke, so dass die Band auch rockermässig aussah. Alles Songs waren bereits 1976 auf dem legendären „live in the Apollo“ Album verewigt, so wie insgesamt gut 50% des gespielten Konzerts auch auf ebendieser Platte zu hören sind.

Ein kleiner Break kam mit den zwei Songs „Beginning of the End“ und „Gravy Train“ vom neuen, selbstironisch betitelten Album „In search of the 4th chord“. Die Songs passten jedoch nahtlos ins Programm, so dass der unbedarfte Zuhörer den Zeitunterschied zwischen der Entstehung, immerhin rund 30 Jahre, kaum wahrnehmen konnte. Insgesamt ist Status Quo mit dem neuen Album endlich wieder da angekommen, wo sie herstammen, aus dem Blues und Boogie, rau und hart gespielt. Dies sollte eigentlich nicht weiter verwundern, da die Stammbesetzung Rossi/Parfitt und eigentlich auch der Keyboarder Bown, seit 76 mit auf Tour und Mitkomponist, seit 81 endlich Vollmitglied, zu 60% aus dem 70ern stammt, und Bassist Edwards immerhin auch schon 20 Jahre mitwirkt.

Weiter ging’s mit Klassikern „Paper Plane“ und „What your proposing“. Aus 2002 wurde ein Stück von der Heavy Traffic gespielt, nett aber unpassend. Richtig interessant wurde dann das 68-70er Medley mit den Klassikern „Down the dustpipe“, „Pictures of matchstick man“, „Gerdundula“ u.a., welches gekrönt wurde von einer fantastischen Vierergitarrenperformance mit allem Drum und Dran. Die Band tobte wie wild über die Bühne und liess, wie während des gesamten Konzerts, weder sich noch dem Publikum eine Atempause.

Das letzte Drittel wurde von „Little Lady“ vom 74er Album „on the level“ eingeläutet, gefolgt von „Roll over lay down“ vom meiner Meinung nach besten Album „Hello“, und den Top-Hits „Whatever you want“ sowie „Rockin all over the world“ mit dem die Show kurzfristig nach 90 Minuten endete. Kurzfristig natürlich nur, weil die lang nicht gehörten Publikumschöre (gibt’s die überhaupt noch ?) ein Zugabe forderten, die auch gewährt wurde.

Ein gänsehauterzeugendes Intro kündigte den 87er Hit „In the Army now“ an, der voll ausgespielt wurde, gefolgt vom rockingen „Juniors Wailing“ und zu guter Letzt das obligatorische „Johnny be good“. Die Zugabe war mit 15 Minuten vielleicht einen Tick zu kurz, aber angesichts des gemeinsamen Alters von Musikern und Besuchern war ein 100 Minutenkonzert echt amtlich. Gestandenen Männern standen die Tränen in den Augen bei soviel Jugenderinnerungen.

Fazit, um auf die Überschrift zurückzukommen, Rückschritt ist in diesem Falle ein echter Fortschritt, da Status Quo die (Pop-)Missetaten der 80er und 90er hinter sich gelassen haben, und wieder da angekommen sind, wo sie herkommen, und das spielen was sie am besten können

 

Do you like Boogie ? – YES, let it roll….

Paul Holstein

Pics: Zephira